Am Abend des 15.6. wurde die Villa Rühl nach fünf Jahren durch Aktivist:innen wiederbesetzt. Ziel war es einen neuen selbstverwalteten Freiraum in Kassel zu erkämpfen. Gerade in den aktuellen Zeiten, die geprägt sind von Inflation, steigenden Mieten, sozialer Verdrängung und
pandemiebedingter Vereinsamung ist die Besetzung ein wichtiges Zeichen. Während Menschen ihren Wohnraum verlieren, weil sie ihre Miete nicht mehr Zahlen können und selbstverwaltete Treffpunkte geräumt werden, ist die kollektive Aneignung leerstehender Gebäude unausweichlich.
Menschen haben das Recht auf ein bezahlbares Dach über den Kopf, das sie nach ihren Wünschen und Bedürfnissen nutzen und gestalten können, Menschen brauchen soziale Treffpunkte, an denen sie sich frei entfalten können und nicht aufgrund ihres Einkommens, sozialen Status oder der ihnen zugeschriebenen Herkunft ausgeschlossen werden.
Doch dies ist dem Staat wie der Uni ein Dorn im Auge. Ob bei den jüngsten Räumungen des Köpi-Wagenplatzes und der Liebig 34 in Berlin oder den Angriffen der Univerwaltung auf studentische Freiräume wie das Periptero und den Lucius-Burckhardt-Platz: Mit allen Mitteln versuchen staatliche Strukturen ihren kapitalistisch geprägten Zwang der Gewinnerwirtschaftung und sozialen Kontrolle aufrechtzuerhalten.
Das zeigte sich auch bei der Besetzung der Villa: Bereits bei der Besetzung 2017 lehnte die Uni die Umgestaltung in ein soziales Zentrum wegen eigener Umgestaltungspläne ab, stellte Strafanzeige gegen die Aktivist:innen und ließ die Besetzung räumen. Doch von einer Umgestaltung war seitdem nichts mehr zu vernehmen. Die Villa blieb die letzten fünf Jahre wie sie ist und wurde lediglich noch stärker gegen eine erneute Besetzung gesichert. Damit verhindert die Uni aktiv die Nutzung eines leerstehenden Gebäudes, auch als Wohnraum für Arbeiter:innen und finanziell Benachteiligte, in einer immer mehr von Gentrifizierung betroffenen Nordstadt.
Auch in diesem Jahr zeigte sich die Uni nicht an einer Auseinandersetzung mit den Forderungen der Aktivist:innen interessiert, sondern wollte die Besetzung wieder schnellstmöglich, unter Androhung einer Strafanzeige zu räumen. Dies passt zu den Zielen einer einheitlichen Eliteuni ohne soziale Abweichungen und politischen Charakter, die die Unileitung zu verfolgen scheint.
Wir fordern die Unileitung auf, konkrete Pläne zur Nutzung der Villa Rühl öffentlich zu machen und soziale Freiräume zu ermöglichen! Die Stadt muss Leerstand aktiv bekämpfen und bezahlbaren und selbstverwalteten Wohnraum sicherstellen. Wir sind solidarisch mit der Besetzung der Villa Rühl! Wir kämpfen weiter, für unabhängige und autonome Sozialräume und Wohnraum für Alle! Schaffen wir zwei, drei, viele Villa Rühl!